Today’s posting brings you the second part of Pfisterer’s 1904 article (see the previous posting for details on the context and provenance of this piece of missionary writing). This part gives us information on religious beliefs; myths of origin; the afterlife and reincarnation; so-called ‘fetishes’ (kùɣɔ/àɣɔ in Siwu) and how they are to be served (the indigenous upland rice plays an important role); functions of priests and their servants; the mabia cult of priestesses; amulets and other objects wielding spiritual power; and funeral customs, including an all too brief bit on the funeral dirges Agawu (1988) has written about. All of this is brought in a characteristically dismissive tone, clearly designed for a specific audience: the loyal and pious supporters of the Norddeutsche Missionsgesellschaft in Germany.

In the future, I want to talk about some of the issues this text raises. To mention just one thing, Pfisterer narrates how he destroyed a powerful object (left in someone’s home by a witch doctor) by burning it on the public forum for all to see. The significance of this event cannot be overestimated. Pfisterer simply wanted to demonstrate the irrationality of the beliefs of the Mawu. But in the eyes of those present, he was participating in a rather dangerous type of spiritual power play. The fact that he could destroy the bewitched object without being harmed himself established his own spiritual power over that of the witch doctor, providing the Mawu with excellent reasons to align with Pfisterer and the superior power he apparently represented. More on this later; now, let’s see what Pfisterer has to say.
As before, typographical errors are probably my own, unless marked. Page numbers of the original are given in square brackets.
Akpafu, part II (part I here)
Von Missionar A. Pfisterer.
Recht unklar und verworren sind die religiösen Begriffe der Leute. Sie glauben wie alle die Nachbarstämme an ein höchstes Wesen, “Ea” genannt, der die Walt und die Menschen geschaffen hat und mit seiner Frau in der “Gottesstadt” wohnt. Dort scheint er jedoch so viel zu tun zu haben, daß er sich nicht um die Welt kümmern kann; denn [20] von ihm wird selten oder nie vermutet, daß er in das Schicksal eines Menschen eingreift. Nur wenn eine alte Person eines natürlichen Todes stirbt, sagt man: “Ea hat ihn gerufen.” An seiner Stelle führen zahllose, an Macht und Rang sehr verschiedene Gottheiten das Regiment auf Erden, die sogenannten Fetische. Einige der wichtigsten unter ihnen sind: Orentabora, Togbaiko, Koko, Gayapanã.1 Jeder dieser Fetische hat seinen Schutzherrn und seinen Diener. Letzterer hat ihm zur bestimmten Zeit das festgesetzte Opfermal zu bringen. Stirbt solch ein Herr oder ein Diener, so ernannt der Fetisch selbst seinen Nachfolger, der häufig noch ein Knabe ist. Dies sind aber keine Fetischpriester. Den Verkehr zwischen Mensch und Fetisch vermitteln nur Fetischpriesterinnen, deren es sechs oder acht gibt. So lange alles in der Stadt seinen gewohnten Gang geht und die Fetische den Leuten nichts tun, läßt man sie auch in Ruhe, und gibt ihnen nur ihr “Essen,” worin der ganze Dienst besteht. Jeder, auch Ea, bekommt jährlich zur Zeit der Ernte eine Portion Reis. Dazu bekommt Ea noch einen weißen Widder. Togbaiko, der seinen Platz jedesmal wechselt, wenn sein Diener stirbt und bald in Akpafu, bald in Odome sein Quartier aufschlägt, bekommt zu seinem Reis einen Ziegenbock und von einigen Antilopenarten das erste Tier, das nach diesen Reis-Essen geschossen wird. Außerdem muß man ihm all fünf Jahre eine Antilope nach den Nkunya-Bergen bringen, wo er seinen eigentlichen Wohnsitz hat. Die kleinen Fetischen sind meist mit einem Hohn zufrieden. Bricht nun aber irgend ein Unglück oder eine Krankheit über ein Haus oder über die ganze Stadt herein, oder kommt lange kein Regen oder zur Erntezeit zu viel, so müssen die Priesterinnen die Fetische fragen, welcher von ihnen erzürnt ist und mit welchen besonderen Opfern er wieder versöhnt werden kann. Was jedoch den Regen anbetrifft, so hat darüber ein gewisser Regenmacher namens Kwadzo noch größere Macht als die Fetische. Wenn Kwadzo den Regen “gebunden” hat, fleht man umsonst zu den Göttern.
Sehr vorteilhaft gegen diese egoistischen Götter hebt sich die Gestalt des Orentabora ab. Er soll der erste Mensch gewesen sein, den Ea geschaffen hat. Als er dann samt seinen Mitmenschen von der Gottesstadt nach der Erde kommen wollte und den Weg durch ein scharfes Schwert versperrt fand, stürzte er sich in dasselbe und bahnt so den übrigen den Weg auf die Erde. Leider kann man ihm nicht mehr dienen, da bei einem großen Brande, der die ganze Stadt zur Zeit, als man noch Grasdächer hatte, einäscherte, auch die hölzerne (menschliche) Figur des Orentabora mit verbrannte. Seitdem dürfen keine Grasdächer mehr in Akpafu gemacht werden.
Eine ebenso wichtige, ja fast noch wichtigere Rolle als die Fetische spielen die Amulette, die deshalb auch kurzweg Fetische heißen und meist um schweres Geld von gewissen Zauberern erworben werden. Da gibt es solche, die dem Jäger zu guter Beute verhelfen sollen, andere, die vor dieser oder jener Krankheit schützen, wieder andere, die den Einfluß von Heren[?] wirkungslos machen können u.s.w. Besonders kleine Kinder tragen oft eine ganze Unzahl solcher Anhängsel. Welche Macht die Leute in diesen Amuletten vermuten, erfuhr vor einiger Zeit ein Missionar gelegentlich eines Besuches bei einem ihm sehr gut bekannten Manne. Da sah er in einer Ecke des Hauses einen Gegenstand hängen, ähnlich einem großen Rosenkranz von schwarzen, schmutzigen, kugeligen Früchten, wie große Berten, ferner Knochen, Federbüschel, zwei ganz kleine birnförmige Kalabassen und sonst noch einige Gegenstände. Das ganze sah aus, als ob es etliche Monate in einem Rauchfang gehangen hätte. Auf die Frage, wie er zu diesem Dinge komme, sagte der Mann, daß ein fremder Zauberer vor zwei Jahren diesen Fetisch hier gelassen habt und gesagt, er wolle ihn später abholen. Nun warte er seither vergeblich auf ihn und wäre doch das Ding so gern los. Zu dem Rat, es einfach hinauszuwerfen, schüttelte er entsetzt den Kopf und sagte, daß er in der ganzen Zeit noch nie gewagt habe, es auch nur mit der Fingerspitze zu berühren. Wie dann der Missionar das Amulett von der Wand herunter nahm und damit vor das Haus ging, bat er in höchster Angst: “Herr, laß es sein, es gibt ein Unglück!” Dieser aber ließ durch ein paar Schüler, die in der Nähe standen, etwas Stroh und Holz auflesen und legte den Mächtigen Fetisch darauf. Inzwischen waren eine ganze Anzahlt Zuschauer gekommen, um zu sehen, was da werden wollte. Als er aber jetzt ein Streichholz anzündete, da war im Nu kein Zuschauer mehr zu entdecken. Nur verstohlen schaute da und dort ein Kopf hinter einer Mauer hervor, fuhr aber rasch wieder zurück, als er das brennende Feuer sah. Nachdem der Fetisch verbrannt und die Asche weggefegt war, wagen sich erst einige junge Leute heran und staunten sprachlos den Missionar an, der sich nun eben auf die Brandstelle gestellt hatte. Schließlich wagte es sogar ein etwa zehnjähriges Mädchen gegen ein Versprechen von 5 Ps. auch einen Augenblick auf den Platz zu treten; es war die Tochter des immer noch ganz verblüfft dastehenden Mannes, der nun von seinem großen Fetisch erlöst war. Zuletzt wollte er aber doch nicht weniger Mut haben als sein Kind und stellte sich nach wiederholter Aufforderung auch einen Augenblick auf den Platz. Später gestand er, daß er noch einige Wochen lang gefürchtet habe, es werde doch ein Unglück kommen. Vor mehreren Zeugen wurde dann festgestellt, daß er ganz unschuldig sei an diesem Feuertode des Fetisch; falls der Eigentümer kommen sollte, habe er sich ganz allein an den Missionar zu wenden.
Ein Fortleben nach dem Tode steht den Leuten unzweifelhaft fest; sie stellen sich dasselbe ganz gleich wie dieses irdische Leben vor. Wenn jemand in dieser Welt stirbt, so wird er in der andern Welt, in der “Gottesstadt,” geboren und hat nun dort das gleiche Schicksal, wie hinieden. War er hier arm und verachtet, wird er es dort auch sein; war er hier reich, angesehnen und im Besitze vieler Frauen, so wird er es dort ebenso haben. Wer hier ein guter Mensch war, wird es dort wieder; ebenso bessert sich ein schlechter nicht. Hat er dann dort seine bestimmte Zeit gelebt, so stirbt er wieder und wird nun abermals auf dieser Erde geboren. Unser [21] oben ewähnter [sic] alter freund glaubt fest, daß er gegenwärtig zum dritten Mal auf dieser Erde sei und hofft, dieße Hin- und Herreise noch oft zu wiederholen. Kommt es aber einmal wirklich zum Sterben, so wird es sehr fraglich sein, ob dieser sein “fester Glaube” stand hält und ihm irgend welchen Trost gewährt. Die entsetzliche Angst der Sterbenden und die verzweifelten Bemühungen, durch irgend ein Mittel das Leben noch ein wenig zu verlängern, beweisen wohl das Gegenteil. Ein Mann, der die Wassersucht in hohen Grade hatte und fühlte, daß seine Tage gezählt seien, ließ, nachdem er bei allen Medizinmännern vergeblich Hilfe gesucht hatte, den Missionar rufen und bat ihn mit herzbeweglichen Worte, er möchte ihm doch Arznei geben; er wolle gern jeden Preis zahlen, Schafe, Hühner, was man verlange. Umsonst sagte man ihm, daß es für seine Krankheit keine Arznei gebe; er bat nur immer dringender. Als er dann schließlich sah, daß der Missionar bei seiner ersten Aussage blieb, wandte er sich mit den verzweifelten Worten ab: “Du hast wohl Arznei. Du willst sie mir nur nicht geben!” Wenige Tage hernach starb er.
Wenn jemand jung oder unerwarte rasch stirbt, so ist er von einem bösen Menschen getötet oder verhert worden, sehr häufig von einem Verstorbenen, der noch nicht über das große Wasser nach der Gottesstadt kommen konnte und sich deshalb noch auf der Erde herumtreibt und seinen Nebenmenschen, selbst seinen Freunden, allerlei Schaden zufügt. In solchem Fall wird dann der Leichnam in der Stadt herumgetragen und von einem hinterhergehenden Mann befragt, wer ihn verhert habe. Bei den unregelmäßigen Schritten der Träger auf dem unebenen Boden macht der Kopf des Toten allerlei Bewegungen. Je nachdem nun bei einer gestellten Frage gerade eine bejahende oder verneinende Kopfbewegung erfolgt, gilt diese als Antwort des Toten. Vor dem Begräbnis wird jeder Leichnam auf einem etwas freien Platz auf einen Stuhl gesetzt, so daß der Rücken an einem Haus anlehnt. Dann versammelt sich die ganze Stadt, und die Frauen stimmen ihre einförmigen Trauerweisen an. Manchmal werden noch verschiedene Reden an den Toten gerichtet. Falls es aus irgend einem Grunde, etwa wegen entstellender Wunden oder gewisser Krankheiten, nicht möglich ist, ihn selbst vor die Versammlung zu bringen, so wird nur sein Stuhl gebracht, welcher ihm mit ins Grab gegeben wird, und diesen die Zeremonien erweisen, in der Erwartung, daß er dem Toten dann mitteilt, was gesagt und gesungen wurde. Sehr bezeichnend sind diese Totengesänge, von denen leider bisher nur sehr wenige übersetzt werden konnten. Bei einer jungen Frau lautete ein Gesang: “Gott, Du und Deine Frau, Ihr geht heute nicht auf das Feld, denn es kommt eine sehr schöne Frau in Eure Stadt.”
So begraben die Toten ihre Togen heraus, jahrein, veranstalten auch an den Erinnerungstagen große Feiern. Je mehr man einen Einblick bekommt in die Verstellungen der Akpafuer, desto mehr kann der Zweifel sich regen, ob ein solches Totenfeld sich beleben kann. Jesus Christus, der um unserer Sünde willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt ist, wird auch hier durch den Odem seines Geistes neues Leben wecken!
References
- Agawu, Kofi. 1988. Music in the funeral traditions of the Akpafu. Ethnomusicology 32, no. 1:75-105.
- Pfisterer, Andreas. 1904. Akpafu. Monatsblatt der Norddeutsche Missionsgesellschaft 3:19-21.
- These names are still known, though not all of them are ‘fetishes’. Ɔrɛ̃rɛ̃ tagbaraa (lit. ‘long man’) is a mythical ancestor, while Kɔ̀kɔ is Ɛɣaa‘s wife. Tɔ̀kpayikɔ and Dzakpana are indeed àɣɔ ‘deities’. [↩]
One response to “Pfisterer on Akpafu, 1904 (part II)”
is it possible to translate these chucks of German text into English.
My German is not that Gud to completely comprehend.